Der Kopf sagt nein, das Herz sagt ja …
01.06.2020 – Ja, ich will … reisen – oder besser doch nicht?
Ich bin eine Reisehummel und habe in den letzten Wochen sehr gelitten. Eine Fernreise und ein Wochenend-Trip wurden storniert. Ergebnis: Ich hockte zu Hause im Homeoffice und war gefrustet. Mein systemrelevanter Mann hingegen war gefragter denn je.
Und dann das: Man darf wieder reisen! Es gibt tolle Angebote und freie Betten. Deutschland wir kommen! Wären da nicht dieses ungute Gefühl und Fragen über Fragen. Ich, die ich sonst sorglos an den entlegensten Plätzen der Welt unterwegs war, ich hatte plötzlich Bammel. Ganz anders mein Mann. Strahlend präsentierte er mir die Buchungsbestätigung für einen Wanderurlaub im Rheingau. Nach all‘ den zermürbenden Diensten wollte er jetzt nur noch eins: Raus aus dem Haus und rein in die Wanderstiefel. Natur genießen in deutschen Landen.
Auf die Frage, ob er sicher sei, dass er auch mit dem gebuchten Hotel eine gute Wahl getroffen habe, sah er mich irritiert an und fragte gerade heraus: „Hast Du etwa Schiss wegen Corona?“ Ich verneinte und wusste: Es war eine Lüge.
Die Hotelwebsite versprach maximale Sicherheit, dennoch hatte ich Zweifel. Ich rief heimlich an und erkundigte mich nach der Belegungsrate. Die Antwort fiel gelassen und beruhigend aus. Kein Maximalbetrieb. Alles so, dass die geforderten Abstände und Hygienevorschriften gewahrt seien. Und natürlich habe das gesamte Personal eine Hygieneschulung durchlaufen. Na ja, man kann viel erzählen, dachte ich und wurde das Gefühl nicht los, dass ich langsam am Durchdrehen war.
Beim Check-In – natürlich mit Maske – wurden wir herzlich begrüßt. Alles sah blitzsauber und sehr einladend aus. Aus den Zimmern hatte man kritische Gegenstände wie Mappen, Plaids und Vasen entfernt und wir konnten sogar entscheiden, aufs Housekeeping zu verzichten, wenn wir da Bedenken haben sollten. Das haben wir in Anspruch genommen – nicht nur der lieben Umwelt zuliebe.
Für neuralgischer hielt ich das Thema Frühstück. Schon am Eingang des Frühstückraums verflogen meine Bedenken. Hier schien alles durchdacht und geregelt.
Auf den Tischen waren keine unnötigen Dekoteile eingedeckt. Man konnte Kaffee und Eierspeisen bestellen. Alles Weitere haben wir uns am Buffet geholt, natürlich nicht per Selbstbedienung. Alles wurde uns wunschgemäß angereicht.
Die Auswahl war groß und mit ihr wuchs die Lust am unbeschwerten Genuss. Ich bin kein Fan von Süßem, aber die Waffeln, die vor unseren Augen gebacken wurden, haben es mir dann doch angetan.
Die Wanderverpflegung, die wir gleich mitgebucht hatten, konnten wir uns auch aussuchen. Alles nach Wunsch … und irgendwie ganz easy. Auch die Stimmung.
Wir verließen das Haus und freuten uns auf die Erkundung der neuen Wispertrails. Ein letztes Mal noch zuckte ich zusammen, als uns die Dame an der Rezeption bat, kurz inne zu halten. „Was kommt jetzt?“ Doch auch das stellte sich als Fehlalarm eines überbesorgten Hirns heraus. Man wollte uns lediglich noch einige Tipps geben und darauf hinweisen, dass man nicht vergessen solle, für den Abend zu reservieren.
Denn auch die Gastro Kollegen in Lorch wollen ihre Sache gut machen und bestens vorbereitet in den Abend starten. Herz, was willst Du mehr? Und endlich sagte auch mein Kopf „Ja! Ja, ich will reisen. Das Leben geht weiter – anders als sonst, aber das ist ok. Und ganz wichtig: Vertrauen gehört auch mit ins Reisegepäck.
Eure Mechthild W.