GO FOR THE GLOW

14.08.2019 – In jedem Herbst liegt ein Zauber, den ich, je älter ich werde, Jahr für Jahr intensiver wahrnehme. Regelmäßig Ende August beginnt es zu „herbsteln“. Die Luft wird kühler, und wenn ich in die Weinberge schaue, dann sieht alles wie frisch geputzt aus. So klare Sicht gibt es nie an Sommertagen.

Im September dann beginnen sich die Blattspitzen zu färben: Von feuerrot bis dunkelbraun reicht die Palette. Im Oktober schließlich kommt der Höhepunkt des Feuerwerks. Manchmal passiert’s über Nacht ... und wir stehend staunend vor dem vergoldeten Rebenmeer. Indian Summer im Rheingau - so titeln die Medien, und die Bilder, die sie zeigen, sind zum Niederknien schön. Wie mit einem magischen Schimmer überzogen so liegen die Weinberge im warmen Sonnenlicht. Man kann sich gar nicht sattsehen, und doch weiß man: Dieses Schauspiel ist der letzte Akt auf der Bühne der Natur. Kommen Wind und Regen, ist es aus mit der Pracht. Ende der Show, weg ist der Glow.

Doch noch ist das Ende fern. Noch stehen die goldenen Tage vor uns. Die Natur gibt noch einmal alles. Wir sitzen auf der warmen Weinbergsmauer. 
Hier könnten wir stundenlang verweilen. Einfach dasitzen, in die Sonne blinzeln, die uns jetzt so sanft umspielt. Alles Grelle ist verschwunden. Die brüllende Hitze des Sommers, der Staub, den jeder Schritt auf den trockenen Böden aufwirbelt. Die Tage sind voll, doch spürt man, wenn der Abend kommt, schon die Kühle der Nacht. Morgens tanzen tausend kleine Perlen auf den Blättern. Sie zerplatzen und sind im Nu verschwunden, wenn die Sonne kommt. Auch die Winzer lieben diese Tage.
Einige von ihnen wagen das Experiment und lassen die Trauben auch jetzt noch reifen, um die Kraft der goldenen Herbsttage in sich aufnehmen. Wenn das Wetter kippt, dann muss es schnell gehen. Dann müssen alle rein - die Trauben und die Menschen.

"Let the show begin" - Eure Susanne

14.08.2019

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